Dienstag, 31. März 2009

Shepparton (vor 2 Wochen)

Ganze zwei Monate meiner kostbaren Reisezeit kann ein kleiner Ort mit dem klangvollen Namen "Shepparton" auf sein Konto verbuchen. Der Ort liegt ca 200km noerdlich von Melbourne, mitten im Staat Victoria, dessen fuenftgroesste Stadt er zudem darstellt. Warum Sydneysider und Bewohner Melbournes jeweils ihre Staedte als 'the place to be' betrachten, wird einem hier schnell klar. Die Stadt ist naemlich nicht viel mehr als ein willkuerlich an einer Kreuzung hochgezogener Haeuserhaufen, der ebenso konsequent nach bekannter Gitterstrassenordnung expandiert wurde wie er jedem Sinn fuer Geschmack und Stil trotzt. Dementsprechend hat Shepparton auch in etwa den Esprit eines Gullideckels und bietet fast so viel Abwechslung wie das deutsche Fernsehprogramm - ohne Bild und Ton. Verwundert stellte ich nach 2 Monaten fest, wie sehr man eine kulturtriefende europaeische Altstadt vermissen kann...
Zum Hostel in dem ich wohnte lassen sich schwer aehnlich blumige Euphemismen finden. Es war jedenfalls definitv der schmutzigste Ort an dem ich je gelebt habe (schlaegt Indien mit links), und von Personal ueber Preis, Internetzugang etc. durchgehend miserabel. Vor allem das Gästehaus, wo man, lange Zeit ohne Matratze, auf hochtoxischem Boden schlafen konnte, Loch in der Wand und kalte Dusche in quasi-Schlammpfütze all inclusive... Daher will ich auch weder Zeit noch Worte vergeuden und gleich zur nächsten Quell der Freude kommen: Die Arbeit.

Diese widrigen Umstaende lassen sich bei guten Jobs fuer begrenzte Zeit ja noch aushalten, aber selbige formten mit den geschilderten Gegebenheiten ein homogenes Gesamtbild: mies bezahlt, doofe Arbeitszeit, unzuverlaessige und inkompetente Arbeitgeber und eine von Natur aus stupide und nervige Arbeit. Ob nun beim Nektarinen-, Birnen-, Pflaumen-, Pfirsich-, Tomaten Auberginenpicken. Der Deus Ex Machina erschien jedoch am Schluss noch in Form des "Bucket Boy"-Jobs, bei welchem man Tomateneimer von Reihe zu Reihe weitergibt und zuletzt in einen großen Plastikkorb wirft der auf einem nebenherfahrenden Anhänger steht. Lustige Leute, viele bezahlte Pausen und anständige Stundenzahlen machten Shepparton zuletzt recht erträglich.
Auch füllte sich das Hostel zusehends mit lustigen Leuten, die einen langweiligen Arbeitstag gerne mit ein paar Litern Wein und der einen oder anderen Party ausklingen ließen, auch wenn man doch 6 Uhr morgens fertig zur Arbeit sein musste. So bekam man zwar etliche Arbeitsstrafen wegen Lärmbelästigung vom Hostel-Staff, und über ca 2 Wochen kaum 3-4h Schlaf am Tag zusammen, hatte aber zu mindest etwas worauf man sich freuen konnte - wo zuvor doch nur die Australian Open und die Buschfeuer für etwas Spannung sorgen konnten.

Nun, kaum war der Wagen gekauft und wir gen Tasmanien verschwunden zerbrach das Idyll dann komplett - den Bucket Boy Job gibt es nicht mehr, es wird mit Maschinen gepickt, das Hostel ist leer, der Zenit überschritten.

Als weitaus ergiebiger sollte sich, wie erwartet, Tasmanien herausstellen, zu dem ich hoffentlich die Tage kommen werde.

Freitag, 6. März 2009

Reisegefaehrt

Nach wochenlangem Suchen und Recherchieren kann ich nun einen NISSAN PATROL meinen Erstwagen nennen. Relativ preiswerte 2000 Euro zahlt man hier fuer einen 6-Zylinder Allrad Offroader. 92er Baujahr, 250 000 km runter und ausser einem kleinen oil leak super in Schuss. Macht extrem Spass der Wagen, und die Vorfreude auf den Roadtrip, der mit dieser ziemlich geilen Karre gestartet wird steigt von Tag zu Tag, und motiviert bei der Arbeit. Zunaechst nach Tasmanien, dessen Ostkueste von lonely planet zum schoensten Platz Australiens erklaert wurde. Auf Reise geht es mit zwei Deutschen, Thomas und Magnus und einem Franzosen namens Kevin. Momentan arbeite ich noch so viel wie moeglich um die Reisekasse aufzupeppen, nebenbei werden Reiseplanungen gemacht, Campingequipment gekauft und am Mittwoch geht's dann endlich raus aus Shepparton. Ein vermutlich vernichtendes Resume ueber diese 'Stadt', das Hostel und die hiesigen Jobs gibt's noch die Tage, ebenso wie ein paar Power-Posing-Photo-Shoots mit der Karre. Bis hier gibts erstmal nur 3 schnelle Bilder, ohne Schminke und Photoshop.


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